Brühl – eine lebendige Stadt stellt sich vor
Der Name Brühl weist weit zurück in die Vergangenheit, in die vorrömische, die keltische Zeit und lebt heute noch als „breuil“ – feuchter Platz – in der französischen Sprache fort.
Aber in den Jahrhunderten der Völkerwanderung und danach haben alte Bezeichnungen oft neue Inhalte bekommen. Aus dem feuchten Platz, dem „broile“ oder „brogilo“, ist ein ganz bestimmter Platz, ein Gehege geworden, das zur damaligen Zeit zu jedem Fronhofverband gehörte und meist der Schweinemast diente. Und da im Bereich des heutigen Brühl schon in merowingischer Zeit die beiden der kölnischen Kirche gehörenden Fronhofsverbände Pingsdorf und Merrege (Kierberg) bestanden haben, kann man sich unbedenklich der Meinung von Fritz Wündisch anschließen und annehmen, daß Brühls Name auf dem „brogilo“ der beiden Fronhöfe beruht. Denn in diesem „brogilo“ entstand um 1180 der erzbischöfliche Burghof, und um ihn herum hat sich dann eine bäuerliche Siedlung entwickelt, als Vorläufer unserer Stadt. Diese Annahme würde auch der Deutung des Stadtnamens im Rheinischen Flurnamenbuch von H. Dittmaier entsprechen, wonach sich das ursprünglich altgallische Wort „brogilos“ = eingehegtes Gehölz, zum althochdeutschen Wort broil, bruil und schließlich mittelhochdeutsch in brüel gewandelt hat, was mit den Wandlungen unseres Stadtnamens von broil, über breula, zum bruwel in Broill und schließlich in Brühl übereinstimmen würde.
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Die Geschichte Brühls ist mit der Entwicklung der im Mittelalter emporgekommenen landesherrlichen Macht der Kölner Erzbischöfe eng verwoben. Wenn die Kölner Erzbischöfe in Fehde mit der Kölner Bürgerschaft lagen, zogen sie sich in ihren Burghof in Brühl zurück und residierten hier, wie Philipp von Heinsberg (1167-1191) oder Engelbert von Falkenburg (1261-1274), der 1263 längere Zeit in Brühl residierte und urkundete.
Siegfried von Westerburg (1275-1297), unter dessen Regierungszeit die Auseinandersetzungen mit dem Kölner Bürgertum ihren Höhepunkt erreichten, erhob am 27. April 1285 die Siedlung „bei dem broile“ zur Stadt, umgab sie mit Wall und Graben, erbaute hier eine feste Burg mit starker Besatzung und gab der neuen Stadt Verfassung und Marktrecht.
Damit beginnt Brühls Geschichte als eigenständiges Gemeinwesen.
Unter einem erzbischöflichen Schultheißen übte ein siebenköpfiges Schöffenkollegium die Gerichtsbarkeit aus und nahm an der Selbstverwaltung der Gemeinde teil.
An dieses alte Stadtrecht erinnert heute noch das historische Brühler Stadtwappen: Der Stadt wurde ein sogenannter „bivanc“ (Beifang) zugeordnet, zu dem die umliegenden Orte Hönningen, Weiß, Sürth, Godorf, Immendorf, Hoggendorf, Meschenich, Engeldorf, Geildorf, Badorf, Eckdorf und Vochem gehörten, deren Einwohner einen gewissen Anteil an der Sicherheit der mauergeschützten Stadt hatten, ihr aber auch im Gefahrenfalle Waffenhilfe leisten mußten. 1304 wird die junge Stadt unter Wikbold von Holte (1297-1304) auch selbständige Kirchengemeinde unter dem Patronat der Heiligen Margareta und wird damit aus der kirchlichen Abhängigkeit von Kendenich gelöst. Die Kapellen Vochem und Merrege werden der Pfarrei Brühl als Filialen zugeordnet.
Im Jahre 1469 erhebt Erzbischof und Kurfürst Ruprecht von der Pfalz (1463-1480) durch seine Hof- und Kanzleiordnung vom 24. Mai Brühl zur Landeshauptstadt des Erzstiftes und bestimmt, daß der „ständige Rat“, d. h. das Ministerium, in Brühl seinen Sitz haben solle. Brühl wird dadurch noch enger an das Schicksal des Kurstiftes gebunden, was für das Städtchen gute, aber auch böse Folgen gehabt hat.
Ruprechts Nachfolger Hermann von Hessen (1480-1508) gründet in Brühl die Ordensniederlassung der Franziskaner „von der strengen Observanz“ und erbaut Kloster und Kirche, wofür er sich von Papst Innozenz VIII. am 8. 7.1490 eine Ermächtigung erwirkt. Die heute noch stehende Klosterkirche, zu der er am Christi-Himmelfahrtstag 1491 den Grundstein legte, weihte er selbst am 8. Dezember 1493 ein. Dem Klosterwurde bald das Noviziat der Niederdeutschen Ordensprovinz, die bis Utrecht reichte, angegliedert, so daß Brühl zu einem geistigen Mittelpunkt weit über die Grenzen des Erzstiftes hinaus wurde.
Nach dem Ende der Franzosenherrschaft wird das Rheinland preußisch, und als am 24. 4.1816 der Landkreis Köln gebildet wird, wird Brühl Verwaltungssitz er Bürgermeisterei Brühl mit den Gemeinden Brühl, Badorf, Berzdorf, Kierberg, Schwadorf und Vochem. Brühl hatte damals 1523 Einwohner, alle katholisch außer 6 Evangelischen und 58 Juden. Die ganze ürgermeisterei zählte 4211 Einwohner. Brühl ist arm geworden. Es fehlt die Hofhaltung, und das der Stadt geschenkte Klostergebäude verlangt erhebliche Unterhaltungskosten.
Im ehemaligen Kloster richtet der preußische Staat am 1. Januar 1823 ein katholisches Volksschullehrerseminar in. Brühl wird dadurch von einerdrückenden Lastfrei. Aber die wirtschaftliche Lage bleibt weiterhin schlecht, so daß der Gemeinderat am 31.10.1830 beschließt, bei der Regierung die Herabstufung Brühls aus der dritten in die vierte Gewerbesteuerklasse zu beantragen, wodurch gleichzeitig der Verzicht auf das Recht, als Stadt zu gelten, verbunden ist. Diesem Antrag wird stattgegeben, und die alte Stadt Brühl wird Landgemeinde. Aber Brühl resigniert nicht. Es sucht und findet in beharrlichem Bemühen wieder einen Weg nach oben. Schon seit 1816wares Poststation mit Postwärteramt, Pferdewechsel und Posthalterei der Preußischen Post. Dadurch erhielt es Anschluß an das preußische Post- und Verkehrsnetz.
Inzwischen ist die Zahl der evangelischen Christen so gestiegen (1834 sind es schon 61), daß der Grundstein zu einem evangelischen Gemeindeleben gelegt werden kann. Am 23. 3.1834 findet im Schloß der erste evangelische Gemeindegottesdienst statt, und am Palmsonntag 1837 kann die kleine Diasporagemeinde bereits ihre erste Konfirmationsfeier begehen.
Ein wichtiges Ereignis für Brühl ist die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Köln-Bonn am 29. Januar 1844, als der erste Eisenbahnzug auf dem neuerbauten, heute noch stehenden spätklassizistischen Bahnhof hält und Brühl an den modernen Verkehr anschließt. Der Anschluß Brühls an das moderne Eisenbahnverkehrsnetz hat aber noch weitere Folgen. Das preußische Königshaus wird jetzt häufiger Gast im Brühler Schloß. König Friedrich Wilhelm IV. emp- _ fängt hier 1848 die englische Königin Viktoria als Staatsgast, und bei den verschiedenen Feierlichkeiten anläßlich des Weiterbaues _ des Kölner Domes ist Brühl wiederholt Sitz des preußischen Königshofes. Dadurch, daß Brühl nun wieder „hoffähig“ geworden ist, übt es eine große Anziehungskraft aus. Einflußreiche Familien aus Handel und Wirtschaft errichten sich großzügige Villen mit weiträumigen Parks. Brühl wird Garten- und Villenstadt, und es entwickelt sich ein lebhaftes gesellschaftliches Leben, dessen Mittelpunkt das 1844 in Bahnhofs- und Schloßnähe in klassizistischen Stilformen erbaute Hotel Pavillon (heute Übergangswohnheim) wird.
In diese Jahrzehnte zwischen dem Anschluß an die Eisenbahn und dem Krieg 1870/71 geht es mit Brühl stetig aufwärts. 1858wird das Rathaus erbaut,1863 eine evangelische Volksschule und 1865 gar die höhere Knabenschule eingerichtet, die sich bis 1902 zum Voll-Gymnasium entwickelt.
Diese positive Entwicklung wird durch den deutsch-französischen Krieg vorübergehend gehemmt. Aber nach dem siegreichen Ende dieses Krieges setzt ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung ein, der Brühl bald zum Mittelpunktder Rheinischen Braunkohlenindustrie werden läßt. Im März 1877 wird hier das erste Braunkohlenbrikett gepreßt, und im Laufe der nächsten Jahrzehnte entstehen auf der Villenhöhe um Brühl und an der 1877 in Betrieb genommenen Eifelstrecke der Preußischen Eisenbahn die Braunkohlentagebaue und Brikettfabriken, die für die nächsten Jahrzehnte die Entwicklung Brühlsgrundlegend mitbestimmen.
Vorerstwerden aberauch noch Villen und vor allem die villenartigen Wohnhäuser im Norden der Stadt, zwischen Schützenstraße und Königstraße, gebaut. Im Brühler Osten entsteht 1883 die Zuckerfabrik als bäuerliche Aktiengesellschaft. Jeder Aktionär ist verpflichtet, je Aktie 2’/2 Morgen Zuckerrüben anzubauen, um dadurch die bestmögliche Verwertung des eigenen Produktes zu sichern. Die Zuckerfabrik erschließt auf dem Schnorrenberg ein eigenes Braunkohlenfeld und baut eine fünf Kilometer lange Drahtseilbahn, um Rohkohle für die Dampfkessel der Fabrik an der Bergerstraße heranzuschaffen. 1899 entsteht auf dem Schnorrenberg in Verbindung mit der Zukkerfabrik das erste Elektrizitätswerk auf Braunkohlenbasis, dessen Name „Berggeist“ heute noch im Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk für seine Betriebsverwaltung Brühl weiterlebt.
Brühls Einwohnerzahl steigt indessen weiter an, von 1880 bis 1895, also in fünfzehn Jahren, von 5634 auf 9638. Die aus dem Mittelalter stammende, um 1304 erbaute Margaretenkirche wird 1887/89 erweitert, die evangelische Gemeinde baut sich am Meyersweg in neugotischen Formen ihre erste Kirche, die sie am 21. 9.1888 einweihen kann, und die um 200 Mitglieder starke jüdische Gemeinde erbaut sich an der Friedrichstraße 1884 ihre Synagoge.
An der Mühlenstraße errichtet Dechant Bertram 1894 ein modernes Krankenhaus, und an der Kaiserstraße entsteht 1893/94 die höhere Mädchenschule der Ursulinen mit Schülerinnen-Internat.
In dieser allgemeinen Aufwärtsentwicklung bedeutet am 1. August 1897 die Inbetriebnahme der Köln-Bonner Kreisbahn, einer schmalspurigen Dampfeisenbahn zwischen Köln und Bonn mit einer Linienführung mitten durch Brühl, einen erheblichen Schritt vorwärts.
Brühl hat bald alles, was zu einer städtischen Lebensweise no wendig ist, seit 1894 sogar Wasserleitung und seit 1898 einen stadteigenen Schlachthof; aber es ist noch Landgemeinde. Die langen Bemühungen, wieder Stadt zu werden, führen erst 1910 zum Erfolg. Brühl wird wieder Stadt, aber ohne die Vorortgemeinden, die sich zur kurzlebigen Bürgermeisterei Brühl-Land zusammenschließen und 1913an der Clemens-August-Straße ihreigenes neues Rathaus einweihen.
Diese stetige und gute Aufwärtsentwicklung wird am 1. August 1914 durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges empfindlich gestört.
Manche Pläne, wie z. B. der Neubau eines Bahnhofsgebäudes, müssen zurückgestellt werden, und Brühl, im Aufmarschgebiet der gegen Westen eingesetzten Armeen gelegen, wird für die Dauer des Krieges Garnisonstadt. Krankenhaus, St. Josefshaus und das städtische Alumnatwerden Lazarette, und schon vor Ende des Jahres 1914 können in Brühl 450 Verwundete versorgt werden. Das sorglose Leben der letzten Friedensjahre hat aufgehört. Die Tanzund Vergnügungslokale veröden und wechseln ihre Besitzer. Aus dem „Pavillon“, das in den Besitz einer katholischen Ordensgenossenschaft übergeht, wird eine caritative Einrichtung (bis vor wenigen Jahren das Benediktusheim und Altenwohnheim), und aus dem Gasthof „Deutscher Kaiser“, den der Zeitungsverleger Peter Becher 1918 erwirbt,wird eine Druckerei. Brühl erhält zwar 1916 sein langerstrebtes Amtsgericht, für das ein Neubau an der Liblarer Straße errichtet wird, aber ansonsten ist es still im Städtchen geworden. Als im November 1918 der Krieg sein unglückliches Ende nimmt und auf dem Balkon des Ratskellers am 9. November 1918 der „Arbeiter- und Soldatenrat“ ausgerufen wird, hat die Stadt fast unbemerkt einen Strukturwandel von der einstigen Garten- und Villenstadt zur Stadt der Braunkohlenindustrie hinter sich gebracht und muß sich nun anschicken, einen neuen Weg in die Zukunft zu finden. Die am 19. Januar 1919 durchgeführten Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung lassen in ihrem Ergebnis diesen Strukturwandel offenkundig werden.
Die Normalisierung des Lebens geht nach dem Kriege nur sehr langsam vonstatten. Die Inflation, die das wirtschaftliche Leben fast vollständig lähmt, die Auswirkungen der Besatzung und da vor allem der Ruhrbesetzung 1922 und der daraus entstandene „passive Widerstand“ drücken auf alles Leben und erschweren jede Initiative. Und trotzdem sind die Bildung eines Volksbildungsvereins 1919, die Brühler Heimatschau 1922 und die Herausgabe der „Brühler Heimatblätter“ von 1919-1926 Lichtblicke, die erkennen lassen, daß Brühl nicht resigniert. In den Jahren 1923/24 entsteht im Westen Brühls die Bergmannssiedlung, die den Kern des heutigen Wohngebietes zwischen Rodderweg und Liblarer Straße bildet.
Im November 1923 wird, nachdem die Inflation mit einem Papiergeldwert von 1 Billion Mark für einen Dollar ihren Höhepunkt erreicht hat, mit der Einführung der Rentenmark wieder eine neue Grundlage für Handel und Wandel geschaffen.
Im Zuge einer kommunalen Gebietsneuordnung im Rheinland kommt es im Herbst 1932 zur Eingemeindung der Brühler Vorortgemeinden Schwadorf, Badorf, Pingsdorf, Kierberg und Vochem. Brühl erhält damit seine heutige Größe von 3610 ha. Die Einwohnerzahl steigt durch diese Eingemeindung auf 23000. Von den Vorortgemeinden schert nur Berzdorf aus, das sich seine Selbständigkeit erstreiten kann und nun mit den Gemeinden Wesseling und Keldenich einen neuen Amtsverband bildet.
Die der Eingemeindung von 1932 folgenden Jahre stehen unter dem Schatten des „Dritten Reiches“, der von diesem verursachten Gleichschaltung des öffentlichen und privaten Lebens, des Abbaues der Demokratie und schließlich der Auswirkungen des am 1. 9. 1939 beginnenden zweiten Weltkrieges. Gegen Ende dieses Krieges, und zwar am 28. Dezember 1944 und am 5. März 1945 wird Brühl das Ziel heftiger Luftangriffe. Es erleidet starke Zerstörungen; Klosterkirche und evangelische Kirche werden vernichtend getroffen; Schloß, Krankenhaus, der ganze südliche Stadtbezirk werden stark zerstört. Als am 7. März die amerikanischen Streitkräfte fast ohne Widerstand Brühl besetzen und für die Stadt damit die letzte Kriegsphase zu Ende geht, muß sie die traurige Bilanz ziehen, daß durch Luftangriffe und Artilleriebeschuß 353 Tote zu beklagen sind, daß viele Brühler auf den Schlachtfeldern des Krieges den Tod gefunden haben, 522 Soldaten vermißt sind, daß ferner 335 Häuser ganz zerstört und 560 Häuser mehr oder weniger stark beschädigt sind.
Aber bald nach dem Ende des Krieges regt sich wieder Leben. Verkehr und Verwaltung kommen langsam in Gang, und der Wiederaufbau beginnt, zunächst zwar durch die verworrenen Währungsverhältnisse nur zaghaft, dann aber nach der Währungsreform im Juni 1948 doch zielstrebig und kräftig.
Zu den Wiederaufbausorgen kahm für Brühl die sich aus dem langsamen Rückzug der Braunkohle aus dem Brühler Raum ergebende grundlegende Strukturänderung. Im Brühler Osten entsand ein großes und an der Kurfürstenstraße ein kleines Industriegebiet. Gleichzeitig wurden aber auch neue Wohngebiete erschlossen, besonders nach Westen hinaus bis zu den Höhen der Gabjei und des Dabergs. Zwischen Vochem und Kierberg erstand im Rahmen eines von der „Gebausie“ getragenen Großbauprojektes ein geschlossenerneuer Stadtteil für fast 4000 Einwohner. In den sechziger Jahren wurde dann gleichzeitig die Bebauung des Raumes zwischen Kaiserstraße und Clemens-August-Straße in Angriff genommen, und in mehreren Bauperioden entstand hier ein neuer Stadtmittelpunkt mit dem Balthasar-Neumann-Platz als einem modernen Geschäfts- und Einkaufszentrum, an dem sich auch Arbeitsamt, Post und Amtsgericht ansiedeln.
Brühl hat die aus dem Abzug der Braunkohle notwendig gewordene Umstrukturierung nicht nur ohne nennenswerte Schwierigkeiten hinter sich gebracht, sondern sich gleichzeitig auch auf allen Gebieten weiterentwickelt. Das neue Gymnasium entstand am Rodderweg. An Kaiserstraße und Richard-Bertram-Straße entstanden die erzbischöflichen höheren Mädchenschulen, Gymnasium und Realschule. Im ausgekohlten ehemaligen Braunkohlentagebaugelände entstand im Rahmen einer großzügigen Rekultivierung eine weiträumige Erholungslandschaft, das Wald- und Seengebiet, das vom „Erholungspark Ville e. V.“ getragen und betreut wird. Mit dem Heider Bergsee erhielt Brühl eine hervorragende Wassersportmöglichkeit.
Große Ausstellungen im Schloß und im ehemaligen Franziskanerkloster, insbesondere die Clemens-August-Ausstellung 1961 und die Max-Ernst-Ausstellung 1971, aber auch die laufend wechselnden kleineren Ausstellungen im städtischen Informationszentrum an der Uhlstraße sowie die Brühler Schloßkonzerte und die Veranstaltungen des „Kleinen Theaters“ der Stadt Brühl bezeugen Brühls Anziehungskraft auf kulturellem Gebiet.
Zudem erfreut sich Schloß Augustusburg – wie im übrigen auch Schloß Falkenlust in die Liste der Weltkulturgüter aufgenommen – einer häufigen Medienpräsenz: Bundespräsident Professor Theodor Heuss hielt am 13. September 1949 seinen ersten großen Empfang auf Schloß Augustusburg ab. Auch wenn das Schloß längst noch nicht restlos von den Kriegsschäden wiederhergestellt war und auch nicht der Prunk und Glanz der heutigen Empfänge erstrahlte, so war dies doch nach Krieg und Zusammenbruch ein erster Schritt zu einer neuen staatlichen Selbstständigkeit.
Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland dient der Prachtbau den Bundespräsidenten als Austragungsort großer Staatsempfänge. Papst Johannes Paul II, Königin Elisabeth II., Michail Gorbatschov, die Präsidenten und Regierungschefs aller Herren Länder, um nur einige wenige zu nennen, waren zu Gast in Brühl und zogen so die Augen der ganzen Welt – zumindest für kurze Zeiten – auf die Schloßstadt.
Mit der Benennung des städtischen Gymnasiums in „Max-Ernst-Gymnasium“, dem Bau eines Schulzentrums im Brühler Süden, dem Umzug des Rathauses in die Mauern des historischen Franziskanerklosters, der großen 700-Jahr-Feier, zieht sich der Weg der Geschichte hin bis in die heutigen Tage.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch die neuerliche Aktivierung Brühls als Bildungsstadt: Sowohl die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (FH-Bund), als auch die Bundesfinanzakademie im Bundesministerium der Finanzen beziehen Anfang der 90´er Jahre des 20. Jahrhunderts ihre neuerrichteten Gebäude am Daberger Hang, dort, wo zuvor der Daberger Hof gestanden hatte. Im Zuge der privatisierung weitreichender Teile der Bundesverwaltung, durch den der FH-Bund ein Großteil ihrer Nachwuchskräfte „wegbricht“, werden auch die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAKöV), und der Ost-West-Kolleg im Gebäude der FH untergebracht, und bereichern Brühls Stellung als Bildungsstätte.
Der 22. Januar 1996, stellt dann in diesem Jahr ein ganz besonderes Datum dar, welches Einzug in die Geschichtsschreibung unserer Stadt finden wird. An diesem Tag erfolgt die Wahl von Willi Mengel zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister in Brühl. Somit wurde das Kapitel der Doppelspitze aus haupamtlichem Stadtdirektor und ehrenamtlichem Bürgermeister zugeschlagen und es weht seitdem ein frischer Wind in den Straßen der Schloßstadt.
Auch das neue Jahrtausend hat bereits seine Ereignisse in Brühls Chronik geschrieben, sowohl positive, als auch leider negative und bestürzende: Am 6. Februar 2000 verunglückt der D-Zug 203 von Amsterdam nach Basel um 0:12 Uhr im Bereich des Schlossbahnhofes Brühl schwer, 9 Menschen müssen ihr Leben lassen, 149 werden zum Teil schwer verletzt.
Am Am 3.9. 2004 dann ein erfreuliches Ereignis: an diesem Tage wird das neuerrichtete Max Ernst Museum im Rahmen eines Tags der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt. Dass dann die eigentliche Eröffnung (Einige Fotos der Eröffnung finden Sie auf der Webseite des Brühler Bilderbogen) einhergehend mit der Entlassung der neueingesetzten Museumsdirektorin um beinahe ein halbes Jahr verschoben werden musste, ist nicht nur im öffentlich rechtlichen Fernsehen Deutschlands als Provinzposse in Erscheinung getreten. Immerhin war mit Bundespräsident Horst Köhler am Tage der Eröffnung nach Jahren wieder einmal ein Bundespräsident in Brühl zu Gast, dem Museum und Werk Max Ernsts zu gefallen wusste.