Jakob Sonntag

Jakob Sonntag (1902-1991)

– Leben und Werk

Jakob Sonntag
Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Am 28. Januar des Jahres 1991 verstarb der in Brühl und Umgebung bekannte und geschätzte Heimatkundler Jakob Sonntag drei Tage vor Vollendung seines 89. Lebensjahres.

Ganzen Generationen von Brühler Bürgerinnen und Bürgern wird er durch seine allmonatlichen ‚heimatkundlichen Plaudereien‘ über seine Heimatstadt Brühl, deren Geschichte, Geschichten und auch deren Einwohner noch in bester Erinnerung sein, war er doch auch im Bezug auf die Heimatkunde – wie so oft in seinem Leben – ein Mann der ersten Stunde.

„Geboren am 1.2.1902 im Elternhaus an der Uhlstraße, wo die Eltern seit 1899 ein Schuhgeschäft mit Reparaturwerkstätte betrieben, wuchs ich als zweitältestes von sechs Kindern im Schatten des ehemaligen Franziskanerklosters und der Klosterkirche schon als Kleinkind in die Geschichte Brühls hinein.“

Treffender, als mit diesen Auszug aus einer, von ihm selber verfassten, kurzen Biographie, könnte man diesen Urbrühler nicht beschrieben und charakterisiert haben!

Seine tiefe Verwurzelung mit Familie, Arbeit, Kirche, Heimatstadt und Geschichte, all dies kommt hier zum Ausdruck, all dies hat sein Leben und Wirken beeinflusst und ist noch heute in seinen Werken wie zum Beispiel dem Kreiscaritasverband mit all seinen Einrichtungen in unserer Heimat zu spüren.

Zeitlebens war er stets um das Wohl seiner Mitmenschen bedacht, sei es im kleinen (oder doch nicht so kleinen) Kreis der Familie, im Beruf als Kreisjugendamtleiter, als Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Pfarrgeimeinderates seiner Heimatpfarrei St. Margareta, oder auch als Gründer und Vorstandsmitglied sowohl des Caritasverbandes für den (damaligen) Landkreis Köln, wie auch (nach der Gebietsreform in den 70’er Jahren) dann für den Caritasverband im Erftkreis. Noch oft kommt mir einer seiner Lebensgrundsätze in den Sinn, den er seinen Enkeln immer wieder ans Herz legte:

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ – Ich kenne kaum einen Menschen, der diesen Grundsatz so lebte wie er.

Geburtshaus von Jakob Sonntag in der Uhlstraße
Jakob Sonntag vor dem elterlichen Schuhgeschäft (2.v.r.) Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Dabei verlief sein Lebensweg durchaus nicht ruhig und in fest geplanten Bahnen. So mußte er schon früh seinen Berufswunsch, nämlich Volksschullehrer, aufgeben, da der 1914 einsetzende 1. Weltkrieg das schon fest geplante Studium in Euskirchen und später dann am Lehrereminar in Brühl unmöglich machte: Vater und Onkel mußten als Soldaten ins Feld und so kam denn alles anders.

Nach der Schulentlassung besuchte er zunächst ‚zur Überbrückung‘ eine private höhere Handelsschle in Köln, nach deren Abschluß er als Lehrling (heute würde man ‚Azubi‘ sagen) in die Stadtverwaltung Brühl eintrat. Hier besuchte er dann nach Krieg und Zusammenbruch Deutschlands die Verwaltungsschule und -akademie in Köln.

Im Jahre 1926 trat Jakob Sonntag in die Kreisverwaltung ein, um hier das Jugendamt aufzubauen und später dann zu leiten (dies war durch das Jugendwohfahrtsgesetz von 1922 notwendig geworden). In der ‚braunen Zeit‘ kam es dann aufgrund seiner großen Aktivitäten in kirchlichen Bereich (u.A. Mitgliedschaft und Arbeit im katholischen Gesellenverein heute Kolpingsfamilie) und in der ‚Marianischen Bruderschaft‘) zu Konflikten mit der Partei, was 1939 zunächst zu seiner Abordnung in die ‚besetzten polnischen Gebiete‘ und dann 1941 (im Alter von fast 40 Jahren!) zur ‚bevorzugten‘ Einberufung an die Ostfront führte, wo er am 16.3.’44 schwer verwundet wurde.

Aber auch dieser Schicksalsschlag in Form einer Unterschenkelamputation konnte weder seinen Lebensgeist, noch sein Engagement für seine Mitmenschen bremsen! Auch nach dem Krieg stand er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1.12.1965 als Leiter dem Jugendamt des Landkreises Köln vor. Besondere Energie wandte er hier u.a. dem Erwerb der noch heute bekannten, und bei Schülern und Lehrern beliebten Burg Dattenberg und dem Bau des (inzwischen schon wieder abgerissenen) Kinderheimes in Brühl zu.

Einen Teil seiner Energie schöpfte er dabei aus seiner Familie: Von 1928 bis zu ihrem Tod im Jahr 1981 war er verheiratet mit Elisabeth Vorrenhagen. Seine Frau, seine beiden Kinder sowie acht Enkelkinder gaben ihm bis zuletzt die Geborgenheit und Zuwendung, die sie ihm Zeitlebens verdanken konnten.

Elisabeth und Jakob Sonntag
Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Seine Verbundenheit zu Presse und Zeitungen nahm schon früh ihren Lauf: am 1.12.1923 wurde in der ‚Preußischen Verwaltungs- und Finanzzeitung in Köln‘ sein erstes Werk veröffentlich. Damals war sein Thema jedoch noch nicht die Heimatkunde; der Artikel lautete: „Das Beamtenrecht im Allgemeinen – von Verwaltungsanwärter Jakob Sonntag“ bis zum zweiten Weltkrieg wurden dann regelmäßig Beiträge von ihm in den verschiedenen in und um Köln erscheinenden Tageszeitungen zum Thema „Aus dem Jugendrecht“ veröffentlicht.

Der Einstieg als heimatkundlicher Redakteur kam dann nach dem Krieg, als er – auf Anregung des damaligen Herausgebers der Kölnischen Rundschau, Dr. Reinhold Heinen, als Mitarbeiter für seine Zeitung gewonnen wurde. Hier war der Aufsatz „Erträumte Zukunft Brühls“ am 27.8.1949 seine erste Publikation, der weit über tausend Veröffentlichungen folgen sollten.

Aber auch bei Kirchenzeitung und verschiedenen Heimatkalendern war er ein gerngelesener Autor. Den Brühler Heimatblättern, die er zusammen mit seinem allzufrüh verstorbenen Schulfreund Peter Zilliken am 1.1.1951 ins Leben rief, stand er jahrzehntelang als Schriftleiter vor und war auch als Autor und Chronist vertreten. Bis zu seinem Tode war er – unterstützt durch seinen Enkel Bernhard Münch – fester Mitarbeiter des „Brühler Bilderbogen“, einer allmonatlich erscheinenden Zeitschrift für Brühl und Umgebung.

Jakob Sonntag: Brühl - Geschichte und Geschichten
Titel des Buches Brühl – Geschichte und Geschichten von Jakob Sonntag – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Den Zugang zur Heimatkunde fand er als Schüler der in ehemaigen Franziskanerkloster ansässigen ‚Seminarübungsschule‘ sehr früh und beinahe zwangsläufig, wohnte er doch zudem im Herzen der Stadt und fand in seinen beiden Freunden Peter Kirsch und Peter Zilliken Gleichgesinnte, die ihn bei seiner Forschung nach Brühler Geschichte und Geschichtszeugnissen tatkräftig unterstützten.

Im Gegensatz zu anderen, verstand er sich jedoch zeitlebens nicht als wissenschaftlicher Heimatforscher, bezeichnete er sich selber doch stets als „Heimatkundler“ und seine Veröffentlichungen trugen meist den Untertitel: „heimatkundliche Plauderei von Jakob Sonntag“. Er bemühte sich, seine Geschichts- und Geschichtenkenntnisse in einer für jedermann verständlichen und interessanten Art und Weise zu Papier zu bringen.

Von dem Erfolg dieser, seiner Art der Geschichtsbildung zeugen nicht nur die unzähligen Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt noch regelmäßig im ‚Brühler Bilderbogen‘, auch seine beiden Bücher: „Brühl, Geschichte und Geschichten“ und sein „Altbrühler Bilderbuch“ beweisen dies: sie sind längst vergriffen.

Jakob Sonntag: Altbrühler Bilderbuch
Titel des Altbrühler Bilderbuches von Jakob Sonntag – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

In der Hoffnung, die Arbeit meines Großvaters, dem ich in den letzten beiden Jahren bei der Erarbeitung und Erstellung seiner Veröffentlichungen schon behilflich war, fortsetzen zu können, damit sein (fast) unerschöpfliches Archiv über unsere Heimatstadt nicht verfällt, habe ich nach seinem Tod mit Berichten anhand seines Archivs versucht, ‚in seine Fußstapfen zu treten‘. Mit Sicherheit hat sich die Art und Weise der ‚Historischen Berichterstattung‘ seitdem ein wenig geändert; kopiere will und kann ich meinen Großvater nicht, mich an seinem Vorbild zu orientieren, bin ich jedoch bemüht. Wie und ob dies gelungen ist und in Zukunft gelingen wird, das müssen allein meine Leserinnen und Leser beurteilen.

So werde ich auch zukünftig aus der Historie meiner Heimatstadt berichten: anhand des Archivs meines Großvaters aber stets auch mit dem nötigen Bezug zur Gegenwart. Denn eben dieses Gegenwart zu gestalten gehört ja zu den wichtigsten Aufgaben einer Gesellschaft.

Am Schluß dieses Rückblickes noch ein ganz persönlicher Wunsch: Ich würde mich freuen, wenn durch diese Berichte auch die Erinnerung an meinen Großvater Jakob Sonntag in seiner Heimatstadt lebendig bleiben würde!

Besonders erfreut bin ich darüber, daß ich – gemeinsam mit Marlies Fey-Bursch – im Jahr 1996 ein Buch mit dem Titel „Brühl in alten Ansichten“ fertigstellen konnte, sodaß nunmehr schon drei Bücher dem Archiv meines Großvaters Jakob Sonntag entsprungen sind.

Meine aktuellen Berichte können Sie übrigens auch im Internet finden. Inzwischen mit neuem Herausgeber, ist der Brühler Bilderbogen in Brühl als DAS Kulturmagazin etabliert und geschätzt. Schauen Sie auch online einfach einmal vorbei:

www.inbruehl.com oder www.bilderbogen.net … .. .

Brühler Fragebogen mit … Holger Köllejan

(tg) Holger Köllejan wurde 1972 in Brühl geboren. Nach seinem Abitur am Max Ernst Gymnasium im Jahr 1991 absolvierte er bei den Mauser-Werken eine Lehre zum Industriekaufmann.

Quelle: Brühler Bilderbogen / inbruehl.com

Danach studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Köln und schloss sein Studium als Diplom-Kaufmann ab. Nach verschiedenen beruflichen Stationen übernahm er 2011 die Leitung der Kölner Niederlassung eines schwedischen Personalberatungsunternehmens. Der 48-Jährige ist seit fast 20 Jahren verheiratet und Vater von vier Kindern.


1999 trat Holger Köllejan in die CDU ein, um wie er sagt mitzuhelfen, dass die Partei in Brühl wieder stärkste Partei und der von ihm geschätzte Michael Kreuzberg Bürgermeister wird. 2009 kandidierte er im Wahlbezirk 4 in Badorf/Eckdorf und gewann dort das Direktmandat. Den Erfolg wiederholte er 2014 mit 47 Prozent der Wählerstimmen. Im gleichen Jahr wurde Holger Köllejan in den Fraktionsvorstand gewählt, drei Jahre später trat er als Fraktionsvorsitzender die Nachfolge von Hans-Theo Klug an. Im Januar dieses Jahres nominierte ihn die CDU als Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl im September.

Seine eigene politische Einstellung bezeichnet Holger Köllejan als „pechschwarzer Konservativer mit grünen Farbtupfern”. Die aktuelle schwarzgrüne Ratsmehrheit habe sich sehr gut entwickelt, die Zusammenarbeit sei gut. Dennoch wird er im Wahlkampf für die Positionen der CDU werben und eigene Schwerpunkte setzen.

Das Wahlprogramm ist kurz vor der Fertigstellung. Wichtige Punkte für Holger Köllejan sind u.a. die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, von Geschosswohnungsbau und von Eigenheimen. Wohnraum dürfe nicht zur neuen sozialen Frage unserer Zeit werden. Ein gutes Quartiersmanagement für ältere Menschen und Menschen mit Einschränkungen, mehr Grünflächen und eine Stärkung der Innenstadt und des Brühler Einzelhandels. „Wir brauchen ein hochprofessionelles Management, um den Leerstand in der Brühler Innenstadt zu reduzieren und Anreize für Vermieter zu schaffen”, sagt Holger Köllejan wohlwissend, dass „die Möglichkeiten seitens der Stadtverwaltung begrenzt” seien. Außerdem ist ihm ein wichtiges Anliegen, die Stadtverwaltung künftig effizienter zu gestalten.


Ich lebe in Brühl seit ….
meiner Geburt im Jahr 1972. Ich bin ein waschechter Brühler.

Am besten gefallen mir an Brühl ….
die Innenstadt mit ihren vielfältigen gastronomischen Angeboten, der Schlosspark und die Ville mit den vielen Seen.

In Brühl vermisse ich ….
eine ausgewogene Mischung an attraktiven Einzelhandelsgeschäften. Dafür könnte der Anteil der Filialisten kleiner sein.

Mein Lieblingsplatz in Brühl ist ….
der Wald am Heider Bergsee. Dort laufe oder spaziere ich sehr gerne.

Am Brühler Vereinsleben beteilige ich mich aktiv ….
bei den Fidelen Bröhlern * Falkenjägern, der Kyffhäuser-Kameradschaft Badorf-Eckdorf und bei meiner Freizeitmannschaft „Brühler Bolzbrüder“.

Von der Kommunalpolitik erwarte ich, ….
dass wir Brühl weiterhin so entwickeln, dass alle Menschen hier gerne arbeiten, wohnen und insbesondere leben.

Meine Einstellung zur Kirche ist ….
durchaus positiv. Als Christdemokrat identifiziere ich mich mit christlichen Werten und dem christlichen Menschenbild. Allerdings machen es die irdischen Repräsentanten der Kirche den Gläubigen nicht immer leicht.

An den tollen Tagen findet man mich ….
als Teilnehmer im Närrischen Elias bei den Falkenjägern. Ich besuche auch Sitzungen in Brühl, vor allem unsere eigene Sitzung der Fidele Bröhler.

Leuten, die Brühl nicht kennen, beschreibe ich die Stadt ….
als die Perle des Rhein-Erft-Kreises mit zwei Schlössern, die Welterbe-Status der UNESCO haben, mit den Museen, einer attraktiven Innenstadt und einem vielfältigen Freizeitangebot.

Am besten abschalten kann ich bei ….
meiner Familie, beim geselligen Kochen, beim Laufen und am Wasser.

Das letzte Mal so richtig geärgert habe ich mich ….
zweimal über den Bürgermeister. Zum einen ärgert mich die Klage des Bürgermeisters gegen den Rat, bei der mangels Kompromissfähigkeit des Bürgermeisters Steuergelder verschwendet werden. Zum anderen ärgere ich mich darüber, dass Ratsbeschlüsse von ihm nicht umgesetzt oder bewusst verzögert werden wie bei der vom Rat vor zweieinhalb Jahren beschlossenen Stelle für die Schulentwicklungsplanung.

Mein letzter Kinofilm war ….
„Spione Undercover”, ein Animationsfilm, den ich an Neujahr mit unserem jüngsten Sohn angeschaut habe.

Mein letztes Buch war ….
„Der Hirte” von Ingar Johnsrud, das unser ältester Sohn empfohlen hat.

Die Ergebnisse des 1. FC Köln interessieren mich ….
als FC-Mitglied brennend und leidenschaftlich in guten Zeiten wie in schlechten Zeiten.


Quelle: Brühler Bilderbogen (BBB)

Brühler Fragebogen mit … Nathalie Menke

(tg) Nathalie Menke wurde 1976 in Brühl geboren. Sie besuchte das St. Ursula Gymnasium und bestand 1996 das Abitur. Für ihre damalige Abiturzeitung schoss sie die Fotos. Als die Bilder „richtig toll” geworden sind, war ihr Interesse am Fotografieren so groß geworden, dass sie erst ein Praktikum und später eine Lehre bei einem Fotografen in Erftstadt erfolgreich absolvierte. Ihr weiterer Berufsweg war vorgezeichnet.

Quelle: Brühler Bilderbogen / inbruehl.com

Bis 2004 arbeitete sie in einer Werbeagentur in Erftstadt und fotografierte für sie als Leiterin des Fotostudios für Kataloge, Werbung und Mode. „In der Zeit habe ich auch sehr viel für die Modefotos bügeln müssen”, lacht die 44-jährige Mutter einer inzwischen volljährigen Tochter. Zu den Kunden der Agentur zählten der Camel Shop, Lucky Strike, die Firma Mülhens (4711) und viele weitere namhafe Unternehmen.


2007 machte sich Nathalie Menke als Fotografin selbständig. Von 2011 bis 2019 unterhielt sie ein eigenes Fotostudio in der Mühlenstraße. Fortan fotografierte sie Familien, Kinder, Porträts von Firmen- oder PraxismitarbeiterInnen, aber auch Akt und machte sich als Porträtfotografin einen Namen. Zuletzt schoss sie vor allem von Kindern aus Kindergärten und ihren Eltern schöne Porträts. „Das bedeutet dann immer im Herbst und im Frühjahr sehr viel Arbeit”, berichtet die Fotografin.

Auch in diesem Jahr beteiligt sich Nathalie Menke wieder an den Offenen Ateliers (5./6. September). Diesmal ist sie am Sonntag, 6. September, zu Gast in Peter Rees‘ Atelier in der Weisserstraße 2. Dort zeigt sie allerdings im Gegensatz zu den letzten Jahren keine Fotografien, sondern diesmal ihre Sammlung von Bleistiftporträts von Frauen. 75 solcher beeindruckender Porträts sind in diesem Jahr bereits entstanden, einige davon zeigt sie nun erstmals einer größeren Öffentlichkeit. Nathalie Menke verarbeitet darin beinahe meditativ „toxische Beziehungen”. „Ich möchte etwas bewirken und mit den Zeichnungen Gedankenanstöße geben”, sagt die Künstlerin, die sich mit ihren Arbeiten auch um den Joseph- und Anna-Fassbender-Preis beworben hat.


Ich bin mit Brühl verbunden seit ….
meiner Geburt im Marienhospital im Jahr 1976. Ich habe in einigen Stadtteilen von Brühl gelebt, wohne aber aktuell in Merten.

Am besten gefällt mir an Brühl, ….
dass es eine gut gelegene, ruhige Stadt mit großen Städten in der Nachbarschaft ist.

In Brühl vermisse ich ….
Parkplätze. Das ist mir besonders aufgefallen, als ich noch mein Fotostudio in der Mühlenstraße hatte.

Mein Lieblingsplatz in Brühl ist ….
der Heider Bergsee. Gelegentlich jogge ich da eine Runde, wenn ich mich austoben möchte.

Am Brühler Vereinsleben beteilige ich mich aktiv ….
in der IG Brühler Künstler. Außerdem war ich gerade zu einem Probetraining im Jazz- und Modern Contemporary Dance des TSC Brühl.

Von der Kommunalpolitik erwarte ich, ….
dass sie Künstlern bald wieder einen Raum wie früher die Rathausgalerie anbietet, in denen Ausstellungen gezeigt werden können.

Meine Einstellung zur Kirche ist ….
Ich habe keinen Bezug zur Kirche.

An den tollen Tagen findet man mich ….
eher zuhause oder in einem Kurzurlaub.

Leuten, die Brühl nicht kennen, beschreibe ich die Stadt als ….
die Stadt, in dem Phantasialand beheimatet ist. Das kennen fast alle.

Am besten abschalten kann ich bei ….
Reisen, Konzerten oder beim Sport.

Das letzte Mal so richtig geärgert habe ich mich darüber, ….
dass ich irrtümlich zum falschen Straßenverkehrsamt gefahren bin. Ich war in Siegburg, hätte aber für eine Anmeldung nach Bergheim gemusst.

Mein letzter Kinofilm war ….
„Der Joker”, der war gigantisch. Große Filmkunst.

Mein letztes Buch war ….
„Tausche Alltag gegen Leben – Meine Reise ins Glück” von Franziska Schmitt. Ein tolles Buch einer Frau, die ein Jahr auf Reisen ging.

Die Ergebnisse des 1. FC Köln interessieren mich ….
überhaupt nicht. Ich war aber schon öfter im Stadion und vom Live-Erlebnis immer wieder ganz begeistert.


Quelle: Brühler Bilderbogen (BBB)

Brühler Fragebogen mit … Susanne Riemer

(tg) Susanne Riemer wurde 1972 in Bonn geboren, verbrachte aber fast ihr gesamtes bisheriges Leben in Brühl. Seit vielen Jahren gehört die Mutter von zwei Töchtern zu den gefragtesten Jazz-Trompeterinnen Deutschlands. Ihre Liebe zu dem Instrument entdeckte sie einst im Musikunterricht von Christina Kröne am Max Ernst Gymnasium. Danach spielte sie in der Bigband unter der Leitung von Elmar Frey.

Quelle: Brühler Bilderbogen / inbruehl.com

Nach dem Abitur studierte Susanne Riemer an der bekannten Folkwang-Hochschule in Essen Jazz-Trompete und Jazz-Klavier und schloss das Studium bereits im Alter von 24 Jahren erfolgreich ab. Parallel zum Studium nahm die Musikerin Unterricht in Gesang, Komposition, Arrangement und klassische Trompete.


Im Februar erschien ihre aktuelle CD „Ton in Ton”, die sie zusammen mit ihrem langjährigen musikalischen Partner Wilhelm Geschwind aufgenommen hat und die auf Anhieb beste Kritiken erhielt. Die CD wurde auch für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. Das Jahr fing gut an, doch dann brach die Corona-Pandemie aus, die auch Susanne Riemer hart getroffen hat. „80 Prozent meiner Einnahmen sind weggebrochen”, berichtet sie. Doch davon lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie nimmt die Situation an und geht neue Wege.

Dazu gehört auch, dass Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind einmal in der Woche Straßenmusik in Brühl machen. Sonntagnachmittags spielen sie ein paar Stunden vor dem Brühler Rathaus. „Das war anfangs schon gewöhnungsbedürftig”, sagt die Musikerin. „Man braucht starke Nerven, wenn man jetzt auf der Straße spielt und die meisten Menschen einen nicht beachten, nachdem man vorher gewohnt war, unter Applaus die Bühnen der Konzerthallen zu betreten.” Doch es gibt auch schöne Begegnungen, und es haben sich sogar Buchungen für private Gartenkonzerte aus diesen spontanen Kontakten ergeben.

Am Samstag, 26. September, 20 Uhr, geben Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind im Konzertsaal der Kunst- und Musikschule ihr Konzert „Ton in Ton”, in dem sie humorvoll Alltagsgeschichten verarbeiten. „Solche Auftritte tun uns gut”, freut sich die Trompeterin, die auch bereits an einer neuen CD arbeitet.


Ich lebe in Brühl….
fast ohne Unterbrechung seit meiner Geburt im Jahr 1972.

Am besten gefallen mir an Brühl ….
der Heider Bergsee, die Ville und die Nähe zu Köln und Bonn..

In Brühl vermisse ich ….
ein paar schöne Geschäfte mehr.

Mein Lieblingsplatz in Brühl ist ….
mein Zuhause, weil ich da die Ruhe genießen kann. Ich bin auch sehr gerne am Heider Bergsee, wo ich jogge und mit meiner Gymnastik und meinen Übungen zum Schrecken aller Hunde werde.

Am Brühler Vereinsleben beteilige ich mich aktiv ….
im Brühler Turnverein. Dort mache ich mein Fitnesstraining und gehe gerne in die Sauna, wenn sie denn bald wieder geöffnet hat. Außerdem engagiere ich mich in der Bürgerinitiative „Rettet das Brühler Klima – Jetzt!”, die gegen das große Neubauprojekt an der Fachholschule des Bundes ist.

Von der Kommunalpolitik erwarte ich, ….
dass sie in Brühl auch an die Umwelt denkt.

Meine Einstellung zur Kirche ist ….
Ich spiele gerne auf der Fronleichnamsprozession in Brühl.

An den tollen Tagen findet man mich ….
als Musikerin auf den Karnevalsbühnen. Ich gucke mir auch gerne den Brühler Zug an. Ich war aber auch schon zweimal privat feiern (davon lasse ich aber jetzt die Finger).

Leuten, die Brühl nicht kennen, beschreibe ich die Stadt als ….
Geburtsstadt von Max Ernst, als die Stadt der Schlösser, der Seen und des Phantasialandes.

Am besten abschalten kann ich beim ….
Joggen um den Heider Bergsee.

Das letzte Mal so richtig geärgert habe ich mich über ….
das „Konzept zur Umsetzung von Straßenmusik in Corona-Zeiten” der Stadt Bonn.

Mein letzter Kinofilm war ….
in den Sommerferien 2019 „König der Löwen” zusammen mit meinen Töchtern.

Mein letztes Buch war ….
„Eine Kindheit in der Provence”, ein Klassiker von Marcel Pagnol.

Die Ergebnisse des 1. FC Köln interessieren mich ….
gar nicht. Ich treibe lieber selbst Sport als anderen dabei zuzuschauen.


Quelle: Brühler Bilderbogen (BBB)

Oberpfarrer – eine echte Brühler Spezialität

Oberpfarrer – eine echte Brühler Spezialität

Oberpfarrer Philipp Lehnen
Oberpfarrer Philipp Lehnen vor dem Hochaltar der Brühler Schlosskirche – Foto: Bernhard Münch

Auch wenn der größte Teil der Brühler ´Stadt-Geschichte´ von Kurfürsten, deutschen Königen bzw. sogar Kaisern bestimmt wurde, so läßt doch jene – wenn auch vergleichsweise kurze – Zeit der französischen Besetzung des Rheinlandes und damit auch unserer Heimatstadt – nicht leugnen oder gar verschweigen.

Zu viele Zeugen in unserer Umgebung erinnern daran, daß Brühl sogar einmal Kantonshauptstadt in dieser französisch besetzten Region war. Und viele dieser Zeugen geben auch heute noch ein lebendiges Bild dieser Epoche wieder, geben sie quasi nun als ´Eigenheiten´ oder ´Spezialitäten´ Brühls wieder.

Blicken wir also zunächst einmal eine gute Zeitspanne zurück, nämlich in die Jahre vor der ´Franzosenzeit´.

Die Brühler Hauptpfarrkirche St. Margareta
Die Brühler Hauptpfarrkirche St. Margareta – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Der letzte kurkölnische Landesherr, der Sohn des Kaisers, Erzbischof Maximilian-Franz, seines Zeichens auch Erzherzog von Österreich war seit 1784 in Amt und Würden. Im Jahre 1793 ernannte dieser dann den ehemaligen Universitätsprediger und Studentenseelsorger Peter Heinrich Gareis aus Bonn (damals war er gerade 34 Jahre alt) zum Pfarrer an St. Margareta und das ´Heilige Römische Reich Deutscher Nation´ befand sich eindeutig auf dem ´absteigenden Ast´, wie man heute so schön formulieren würde. So dürfte es aufgrund der Zeichen der Zeit weder für den Landesfürsten, noch für seinen treuen Pfarrer sehr verwunderlich gewesen sein, den Verfall dieses Reiches erleben zu müssen.

Überraschend wird vielleicht jedoch der frühe Zeitpunkt dieses endgültigen Zerfalls (bzw. der Vernichtung) gewesen sein: schon 1794, also vor genau 200 Jahren, marschierten die französischen Revolutionsheere in das Rheinland ein und besetzten es.

Die ´römisch-deutsche´ Kleinstaaterei der unzähligen Kleinfürstentümer war hiermit endgültig beendet.

Am 3. Oktober 1794 nahm Maximilian Franz denn auch Abschied von seinem (oder wohl nicht mehr seinem) Kurstaat und begab sich zunächst nach Münster (Westfalen) um von dort nach Wien weiterzuziehen. Dort lebte er dann bis zu seinem Tode im Jahre 1801 quasi im ´heimatlichen Exil´.

historischer Blick in die Pfarrkirche St. Margareta
Historischer Blick in die Pfarrkiche St. Margareta – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Weder sein Brühler Pfarrer, noch seine hiesige Bevölkerung jedoch konnten dem sicherlich sehr erstrebenswerten Beispiel ihres Landesherrn folgen: Sie alle mußten sich hier vor Ort mit den neuen Gegebenheiten arrangieren.

Als Residenz des Kurstaates hatte Brühl damit nun ausgespielt. Eingegliedert in das neugegründete französische Roer-Departement mit Hauptstadt Aachen blieb es jedoch immerhin als Kantonhauptstadt seiner Rolle als führendes Städtchen treu: 25 Gemeinden wurden von hier aus verwaltet: Brühl, Vochem, Berzdorf, Schwadorf, Pingsdorf, Hürth, Fischenisch, Kendenich, Hermühlheim, Gleuel, Immendorf, Rodenkirchen, Sürth, Meschenich, Hersel, Urfeld, Wesseling, Keldenich, Waldorf, Brenig, Hemmerich, Sechtem, Merten, Roesberg und Walberberg. Die Einwohnerzahl dieses Kantons betrug damals ungefähr 18.000 Menschen.

Nicht nur die weltlichen Kreise wurden von den neuen Herrschern neugeordnet, nein: auch die kirchlichen Dinge wurden in ein neues Gefüge gepreßt: das Erzbistum Köln wurde 1801 kurzerhand aufgelöst und mit päpstlichem Konkordat vom 15. August 1801 wurde es dem zum 19. November des Jahres gegründeten Bistum Aachen einverleibt. Gleichzeitig mit dieser räumlichen Umgliederung wurden nun auch die im französischen ´Mutterland´ gebräuchlichen Titel eingeführt bzw. übernommen. Pfarrer Gareis wurde mit einem Mal zum ´Kantonalpfarrer´, da er ja Pfarrer an der Hauptkirche in der Kantonshauptstadt war.Da er gleichzeitig dann aber auch noch zeitweise zum ´Maire´ also zum Bürgermeister und Repräsentant der französischen Herrscher in Brühl bestimmt wurde, war er nun also gleichzeitig Bürgermeister, Ortspfarrer und Kantonalpfarrer. Als ´Maire´ war er gleichzeitig auch der kommunale Standesbeamte, der die von den Franzosen verordneten standesamtlichen Trauungen durchzuführen hatte. So konnte und mußte man damals also als Katholik gleich zweimal vor derselben Person das ´Ja-Wort´ abgeben. (Ob ´doppelt´ auch besser ´hielt´ ist leider nicht statistisch nachzuweisen!).

Da der Titel Kantonalpfarrer jedoch recht schwierig und ´unschön´ war, wurde er alsbald durch die Bezeichnung Oberpfarrer ersetzt, die ja bei uns in Brühl bis zum heutigen Tag Bestand hat und seitdem an die Pfarrstelle an der Margaretenkirche gebunden ist.

Aufgebahrt vor dem Hochaltar – Foto: Bernhard Münch

Oberpfarrer Lehnen war bis zu seinem Tode am 5. Oktober 2002 der letzte Träger dieses Titels in Brühl. Im Sinne der doch nun schon zweihundert Jahre andauernden Tradition, die Brühl und St. Margareta aus den meisten anderen Pfarrgemeinden heraushebt ist es mehr als schade, dass sein(e) Nachfolger im Amte des Pfarrers an St. Margareta dieses Privilleg nicht weiter fortführen. Diese schöne und seltene Tradition hat Oberpfarrer Philipp Lehnen damit leider – wenn auch sicher unfreiwillig – mit ins Garb genommen.

Im Goldenen Buch verewigt

Im Goldenen Buch verewigt
Ehrung für Oberpfarrer Philipp Lehnen

Oberpfarrer Philipp Lehnen trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Brühl ein
Oberpfarrer Philipp Lehnen trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Brühl ein – Foto: Bernhard Münch

Am Sonntag, dem 4. Juli 1993, genau 2 Tage nach seinem 85. Geburtstag trug sich Oberpfarrer Philipp Lehnen im Rahmen einer Feierstunde im Kapitelsaal des Rathauses in das Goldene Buch der Stadt Brühl ein.

In seiner Festansprache wies Bürgermeister Wilhelm Schmitz auf die großen Verdienste Lehnens um unsere Heimatstadt hin, wie – vorrangig – seinen unermüdlicher Einsatz zur Rettung des Altars ´seiner´ Klosterkirche nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg. Damals verstand es der kurz zuvor erst nach Brühl berufene Priester sowohl den Landeskonservator, wie auch die Sachverständigen des Generalvikariates, für seine Scahe zu gewinnen. Beide nämlich wollten eigentlich ´den Schutt´abtransportienen lassen und einen völlig neuen Altarraum gestalten.

Als Lehnen ihnen dann jedoch die von vielen Brühlern – initiiert und geleitet vom damaligen Kaplan Blum – in mühevoller Arbeit zusammengetragenen, sortierten und nummerierten Splitter und Stückchen des Altares und seiner Figuren präsentierte, da konnte er sich der Erhaltung dieses unschätzbaren Kunstgutes sicher sein.

Aber auch durch seine seelsorgerische Tätigkeit, die oftmals ja im Verborgenen stattfand (und stattfindet) und deren Früchte die Entwicklung und Gestaltung Brühls entscheidend mitprägten (z.B. die Aktion Brühl hilft Kambodscha) wurde der Jubilar zu einer in ganz Brühl geachteten Persönlichkeit. So steht er als Ehrenpräses und ehedem langjähriger Präses seit vielen Jahren der Kolpingsfamilie Brühl 1870 e.V. vor, und auch die Frauengemeinschaft, der Kirchenchor und weitere christliche Vereinigungen konnten und / oder können in Ihm einen gestlichen Leiter finden.

Festlicher und musikalischer Rahmen der Feierstunde
            Festlicher und musikalischer Rahmen der Feierstunde

Eingeleitet wurde der Tag durch einen Festgottesdienst in der Schloßkirche St. Maria von den Engeln, deren Pfarrer der Jubilar bis zu seiner Entpflichtung durch Kardinal Meisner in diesem Jahr war. Der Kirchenchor an St. Margareta sang unter der Leitung von Kantor Michael Koll die Missa brevis g Dur (KV 140) von Wolfgang Amadeus Mozart für Chor, Soli und Orchester.

Danach durchquerte man die sonst streng verschlossenen Trenntüren zwischen Rathaus und Kichentrakt und wandte sich dem von der Stadt gestalteten Teil des Tages zu. In dem Saal, dessen Hausherr Lehnen noch vor einigen Jahrhunderten gewesen wäre (das Rathaus befindet sich ja in den Räumen des ehemaligen Franziskanerklosters und der Hausherr der Kirche war gleichzeitig ja auch Hausherr des Klosters) wurde ihm dann die Ehre zuteil sich mit dem selben Füllhalter wie sein ´höchster Dienstvorgestzter Papst Johannes Paul II´ (so Bürgermeister Schmitz) im Goldenen Buch Brühls verewigen zu dürfen.

Auch der Jubilar selber kam dann noch zu Wort: Lehnen, der zu den wenigen Priestern in Deutschland gehört die den Titel Oberpfarrer tragen (siehe dazu auch unseren ´historischen Bericht´) , verriet den interessierten Zuhörern neben einigen Dankesworten denn auch gleich das Geheimnis seines hohen Alters:

Bei allem Ernst des Lebens dürfe man niemals den Humor verlieren!

Oberpfarrer Philipp Lehnen zum 90. Geburtstag

Oberpfarrer Philipp Lehnen zum 90. Geburtstag

Oberpfarrer Philipp Lehnen
Oberpfarrer Philipp Lehnenn – Repro: Bernhard Münch / Archiv Jakob Sonntag

Am Donnerstag, dem 2. Juli 1998 vollendete der in Brühl und Umgebung allseits bekannte und beliebte Oberpfarrer Philipp Lehnen sein 90. Lebensjahr.

Der gebürtige Kölner, der im Jahre 1934 im hohen Dom zu Köln zum Priester geweiht wurde, kam 1953, in der Zeit des Wiederaufbaus nach Brühl. Zuvor hatte er sich als Kaplan in Essen-Karnap und in Frechen bewährt.

Als dann 1953 die Brühler Hauptpfarrgemeinde St. Margareta im Zuge einer kirchlichen „Gebietsreform“ aufgeteilt wurde, und die beiden Rektoratspfarrgemeinden St. Stephan und St. Maria von den Engeln gegründet wurde, da wurde Lehnen mit der Leitung von St. Marien betraut. Somit wurde er Pfarrer der altehrwürdigen ehemaligen Kloster- und Schloßkirche. iese befand sich jedoch nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges in keinem guten Zustand und vor allen Dingen der einst herrliche Altar Balthasar Neumanns war nur noch ein Trümmertorso.

Vorrangig seinem unermüdlicher Einsatz ist es zu verdanken, daß das Kleinod barocker Kirchenkunst wieder zu neuem „alten Glanz“ finden konnte. Er verstand es damals, sowohl den Landeskonservator, wie auch die Sachverständigen des Generalvikariates, für seine Sache zu gewinnen. Beide nämlich wollten eigentlich ´den Schutt´ abtransportienen lassen und einen völlig neuen Altarraum gestalten.

Als Lehnen ihnen dann jedoch die von vielen Brühlern – initiiert und geleitet vom damaligen Kaplan Blum – in mühevoller Arbeit zusammengetragenen, sortierten und numerierten Splitter und Stückchen des Altares und seiner Figuren präsentierte, da konnte er sich der Erhaltung dieses unschätzbaren Kunstgutes sicher sein.

Oberpfarrer Philipp Lehnen
Oberpfarrer Philipp Lehnen vor dem Hochaltar der Brühler Schlosskirche – Foto: Bernhard Münch

Aber auch durch seine seelsorgerische Tätigkeit, die oftmals ja im Verborgenen stattfand und deren Früchte die Entwicklung und Gestaltung Brühls entscheidend mitprägten (z.B. die Aktion Brühl hilft Kambodscha) wurde der Jubilar zu einer in ganz Brühl geachteten Persönlichkeit. Auch wenn inzwischen im wohlverdienten Ruhestand, so finden seine Gottesdienste doch immer noch regen Zuspruch und auch anderen Aktivitäten ist er nicht verschlossen. So steht er als Ehrenpräses und ehedem langjähriger Präses seit vielen Jahren der Kolpingsfamilie Brühl 1870 e.V. vor, und auch die Frauengemeinschaft, die St. Sebastianusschützen, der Kirchenchor und weitere christliche Vereinigungen konnten und / oder können in Ihm einen geistlichen Leiter finden.

Dass Lehnen bei all seinen Verpflichtungen seine rheinische Art und – vor allen Dingen – seinen feinen Humor nie verloren hat, beweisen seine „Krätzchen“, die er an gegebener Stelle gerne in seine Vorträge einflechtet.

Abschied von Oberpfarrer Lehnen

Abschied von Oberpfarrer Lehnen

(2. Juli 1908 – 5. Oktober 2002)

Exequien für Oberpfarrer Philipp Lehnen in der Schlosskirche Maria von den Engeln zu Brühl – Foto: Bernhard Münch

Mit einem festlichen Trauergottesdienst, zelebriert von Weihbischof Norbert Trelle, nahmen die Brühler Pfarrgemeinden St. Maria von den Engeln und St. Margareta, gemeinsam mit vielen Brühlerinnen und Brühlern Abschied von Oberpfarrer Philipp Lehnen, der am 5. Oktober 2002 im gesegneten Alter von 94 Jahren heimberufen wurde.

Lehnen, am 2 Juli 1908 in Köln geboren, wurde am 16 Februar des Jahres 1934 vom der Kölner Erzbischof Kardinal Carl Josef Schulte im hohen Dom zu Köln zum Priester geweiht. Er verbrachte die ersten Jahre nach seiner Weihe zunächst als Kaplan in Essen-Karnap und wirkte danach über 11 Jahre lang in Frechen. Nach der Gemeindereform des Jahres 1953 – in Brühl war die damals übergroße Pfarrei St. Margareta aufgeteilt worden und man hatte die Rektoratspfarrbezirke St. Stephan und St. Maria von den Engeln gegründet – wurde dem rührigen Priester die Obhut der ´Klosterkirche´ übertragen. Diese Aufgabe nahm ihn gerade auch ob der noch immer völligen Zerstörung des prachtvollen Barockaltars seiner neuen Kirche aufs äußerste in Anspruch. Damals verstand er es, sowohl den Landeskonservator, wie auch die Sachverständigen des Generalvikariates, für seine Sache zu gewinnen. Beide nämlich wollten eigentlich ´den Schutt´ abtransportieren lassen und einen völlig neuen Altarraum gestalten. Als Lehnen ihnen dann jedoch die von vielen Brühlern – initiiert und geleitet vom damaligen Kaplan Blum – in mühevoller Arbeit zusammengetragenen, sortierten und nummerierten Splitter und Stückchen des Altares und seiner Figuren präsentierte, da konnte er sich der Erhaltung dieses unschätzbaren Kunstgutes sicher sein.

Oberpfarrer Philipp Lehnen
Oberpfarrer Philipp Lehnen vor dem Hochaltar der Brühler Schlosskirche – Foto: Bernhard Münch

Zu Ostern 1968 wurde der damalige Kreisdechant Heinrich Kreuzberg in die Ewigkeit abberufen und es war für alle Brühler eine Selbstverständlichkeit, dass ´ihr´ Pfarrer Lehnen nun die Leitung der ´Mutterpfarrkirche´ St. Margareta ebenfalls übernehmen werde. Dass er diese zusätzliche Belastung, wie auch die Leitung des Marienhospitals übernahm und somit von 1968 bis zur ´Übernahme´ von St. Margareta durch Pfarrer Hey diese beiden Gemeinden in Personalunion hütete, zeugt nicht nur von Lehnens priesterlichem Verantwortungsbewusstsein, sondern auch von seiner großen Liebe zu Brühl und den Brühlern.

Zu ´seinen Brühlern´ hatte der Oberpfarrer (so durfte er als sich Pfarrer an St. Margareta seit 1968 nennen) durch seine rheinische Natur und seinen feiner Humor ohnehin stets ein besonders inniges Verhältnis. Auch wenn er vor im Alter von 6 Jahren „seine Klosterkirche“ an Pfarrer Wolfgarten übergab und in den längst verdienten Ruhestand trat, so war er doch auch weiterhin nicht nur als Zelebrant regelmäßig in St. Maria von den Engeln zu finden.

Für seine Verdienste um Brühl und die Brühler wurden dem rührigen Priester denn auch Ehrungen der unterschiedlichsten Formen zuteil: seitens der Kirche wurde er bereits Ende der 70´er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum Erzbischöflichen Rat a.h. ernannt, die Kolpingsfamilie Brühl 1870 e.V. ernannte ihren langjährigen Präses 1984 zum Ehrenpräses und auch bei den St. Sebastianus-Schützen war Lehnen nicht nur über 30 Jahre lang als Präses tätig, sonder auch seit 1999 mit der Würde des Ehrenpräses bedacht.

Am Sonntag, dem 4. Juli 1993, genau 2 Tage nach seinem 85. Geburtstag wurde ihm dann auch eine besondere Ehrung seitens der Stadt Brühl angetragen: Oberpfarrer Philipp Lehnen trug sich im Rahmen einer Feierstunde im Kapitelsaal des Rathauses in das Goldene Buch der Stadt ein.

Aufgebahrt vor dem Hochaltar – Foto: Bernhard Münch

Mit dem feierlichen Trauergottesdienst, bei dem der Sarg des Oberpfarrers vor „seinem Hochaltar“ in der Schlosskirche aufgebahrt war, nahmen so also die Brühlerinnen und Brühler Abschied von einem großen und um Brühl, seine Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten und seine Bevölkerung hochverdienten Mann. Seine letzte Ruhestätte fand Lehnen im Anschluss an den Trauergottesdienst unter großer Anteilnahme der Brühler Bevölkerung im Priestergrab auf dem Brühler Südfiedhof

Es wäre wünschenswert, wenn das Gedächtnis an Oberpfarrer Lehnen in Brühl auch in der Zukunft wachgehalten würde.

Im persönlichen Gespräch: Rüdiger Tillmann, Eventgastronom

Im persönlichen Gespräch: Rüdiger Tillmann, Eventgastronom

„Die Wiedereröffnung war sehr bewegend” 

Vor drei Jahren eröffnete Rüdiger Tillmann in der Kurfürstenstraße 58-60 die „Kornkammer”. Dort verwirklichte der 48-Jährige seinen Traum, eine besondere Location zu schaffen, in der den Gästen die vielfältigsten Möglichkeiten geboten werden. „Konzerte, Tagungen, Lesungen, Kleinkunst, Hochzeiten, private Feiern – wir veranstalten Kultur in Brühl!” – mit Liebe, Charme & Niveau” lautet das Motto der Kornkammer. Dieses Konzept ging immer besser auf. Nach drei Jahren harter Arbeit war Rüdiger Tillmann bereit, nochmals zu investieren und durchzustarten. Dann kam Corona.

„Die Kornkammer im März schließen zu müssen, war hart”, sagt der Gastronom. „Auch meine anderen Standbeine sind so sehr in der Veranstaltungsbranche verstrickt, da ging auch nichts. Und wenn wir uns umgeschaut haben, lief rund um uns herum in den benachbarten Betrieben das Leben ganz normal weiter. Die Handwerker und viele andere auch durften arbeiten. Wir nicht.” Von einem Tag auf den anderen brachen die Einnahmen vollständig weg, Veranstaltungen mussten abgesagt werden, alle geplante Familienfeiern bis August fielen aus. Das volle Corona-Programm eben. Bis heute.

Inzwischen hat die Kornkammer wieder geöffnet. Doch die Umsatzzahlen von vor der Schließung sind nicht erreichbar, nicht nennenswert. Das Veranstaltungsgeschäft wird ganz behutsam wieder hochgefahren. Rüdiger Tillmann und seine Frau Magdalena sind dabei kreativ und setzten kurzfristig Kunstausstellungen um, so lange eh alles abgesagt war, die Besucherzahlen für Konzerte eingeschränkt sind und auch nicht im Handumdrehen mal eben realisiert sind. Im Juli wurden etwa nacheinander in Ausstellungen Bilder der Künstler Fredrik Eriksen und Igor Navrotzkyi gezeigt. „Es war bewegend, wir hatten kurz Livemusik und Tränen in den Augen der Gäste”, sagt Rüdiger Tillmann. „Wir wollen uns weiter zeigen und unseren Gästen die gewohnte Qualität bieten.” Am 5./6. September unterstützt die Kornkammer auch wieder an den Tagen der „Offenen Ateliers”. Fünf Künstler –Karin Friedrich, Sigrid Dettloff, Petra Zilliken, Armin Kayser und Margaretha Ramezanion – stellen ihre Werke aus. Am Samstagabend wird es auch parallel dazu die legendäre Maltikor Jamsession geben, irgendwie – Corona like zwischen der Kunst! Es muss ja weitergehen.

Im August begrüßen die Tillmanns die erste Hochzeitsgesellschaft seit März in der Kornkammer, die zu den eingetragenen Hochzeitslocations der Stadt Brühl zählt. Genauso individuell liefen bislang die vielen Kulturveranstaltungen ab. Fast jede Woche stieg bis zur Zwangspause ein Konzert, eine Lesung oder Kleinkunst in der Kornkammer. Bis zu 130 Gästen konnten die Darbietungen in einer intimen Atmosphäre genießen.

Die Künstler und Gäste fühlten sich wohl in dem besonderen Ambiente eines früheren Getreidesilos. Silvester 2015 hatte Rüdiger Tillmann das Gebäude entdeckt und ein halbes Jahr später den Mietvertrag abgeschlossen. Danach wurde umgebaut. Im Herbst 2017 fand das Eröffnungskonzert mit dem Künstler Götz Widmann statt.

Ganz ohne öffentliche Förderung oder Unterstützung avancierte die Kornkammer bei Künstlern und Besuchern zu einem Geheimtipp in der Region. „Die öffentliche Hand pusht die Kultur in den eigenen Häusern und schießt in der Summe Millionen zu. Die frei wirtschaftenden Betriebe stehen alleine da”, sagt Rüdiger Tillmann. Den Künstlern bietet die Kornkammer eine Bühne, die übrigens auch technisch bestens ausgestattet ist. Die Standbeine Studiolicht und Eventrucking laufen langsam an, um die laufenden Kosten und die volle Miete weiter bezahlen zu können. Rüdiger Tillmann nutzt alte Kontakte und fährt Kühllaster.

Der Gastronom hat in seinem Leben bereits oft bewiesen, dass er flexibel und innovativ ist. Der gebürtige Elmshorner arbeitete als Spediteur, Verkehrsplaner, Mediendesigner. 1996 schon stieg er ins Veranstaltungsgeschäft ein, es begleitete ihn immer. Er war auch fünf Jahre als Roadie als Bandtechniker mit den Räubern unterwegs. Er arbeitet als Lichttechniker, dreht und produziert Videos und Livestreams. 2016 heiratete er seine Frau Magdalena, die aus der Hotellerie kommt und über eine 25-jährige Erfahrung im Bereich Fullservice und Bankett verfügt.

Zusammen haben sie viele Engagement und Herzblut die Kornkammer mit ihrem Mix aus industriellem Charme, Vintage in Kombination mit Eleganz und Rock n Roll zu dem gemacht, was sie heute ist. Fragt man den Eventgastronomen nach den bisherigen Highlights in drei Jahren Kornkammer, wird er nachdenklich. „Das sind  eher die Momente, wenn ich an der Tür stehe und die Leute sich nach dem Ende einer Veranstatung einfach nur für den schönen Abend bedanken. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn die Menschen bei einem Konzert mitgehen oder still zuhören, mit geschlossenen Augen genießen, abfeiern und Dich glücklich anstrahlen. In solchen Momenten ist es immer eine große Freude, diesen Job zu machen.”

Solche Momente soll es auch bald wieder geben. Für den September hat die Kornkammer bereits ihren Veranstaltungskalender einfach wieder geöffnet. „Entsprechend den täglich aktuellen Covid-Regeln wird ‘irgend etwas’ stattfinden”, verspricht Rüdiger Tillmann. So wird es am 6.9. ab 19:30 Uhr die „Maltikor Music Jam Session” geben, der am 9.9. eine weitere Jazz Jam Session folgt. Am 14.9. steigt die „Irish & Scottish Music Session” präsentiert von Sabrina Palm und Steve Crawford. Für den 16.9. ist wieder „Theos Textfabrik – Poetry Slam” geplant. Die Angebote für Kulturveranstaltungen sind also wieder da. Unterstützen Sie deshalb gerade jetzt die Gastronomen und Künstler in dieser schweren Zeit mit einem Besuch in der Kornkammer.

Tobias Gonscherowski

Quelle: Brühler Bilderbogen / InBruehl.com

Im persönlichen Gespräch: Eva Heinen und Dr. Riemer: „Unsere Gründe für den Widerstand gegen den Riesenkomplex”  

Im persönlichen Gespräch: Eva Heinen und Dr. Riemer:

„Unsere Gründe für den Widerstand gegen den Riesenkomplex”

Zu den umstrittensten Bauvorhaben in Brühl zählt derzeit der „Bebauungsplan 08.91 Bundesakademien”. Gegenüber der Hochschule des Bundes und der Finanzakademie soll Am Daberger Hof in einem sensiblen Landschaftsschutzgebiet ein mehrgeschossiger Riesenkomplex mit über 500 Appartements für Studenten, 16 Wohnungen für Dozenten sowie Flächen für Hörsäle, Kursräume, Büros, Minimarket, Bäckerei, Cafeteria und ein Parkhaus entstehen.

Gegen das Projekt formiert sich ein massiver Widerstand mehrer Bürgerinitiativen. Zu ihnen gehört auch die Initiative „Rettet das Brühler Klima – jetzt”. Wir haben uns mit deren Aktivisten Dr. Joachim Riemer (im Bild re.) und Eva Heinen (2.v.l.) zum persönlichen Gespräch getroffen und auch Bürgermeisterkandidaten zum Thema befragt.

Klar und eindeutig bezieht Dr. Matthias Welpmann von den Grünen Stellung gegen den Neubau. „Ich bin gegen eine Bebauung der Fläche gegenüber der Bundeshochschule in Brühl-West. Denn diese Fläche ist nachweislich eine Kaltluftentstehungsfläche für die Brühler Innenstadt”, unterstützt der Kommunalpolitiker die Anliegen der Bürgerinitiative. „Ich habe auch das Problem, dass der Eindruck erweckt wird, dieses Projekt hänge mit der Bundeshochschule zusammen. Das ist aber nicht der Fall. Wir müssen direkt mit ihr sprechen und den Bedarf klären. Dann muss dafür eine Lösung an anderer Stelle gefunden werden.”

Auch der amtierende Bürgermeister rudert zurück. „Das Projekt an der Hochschule in Brühl-West halte ich grundsätzlich für gut, weil es das Thema Wohnen und Bildung betrifft. Wenn aber die Hochschule den Bedarf nicht mehr hat, ist das Projekt nicht mehr haltbar”, sagt Dieter Freytag im Bilderbogen-Interview. Zurückhaltender agiert der CDU-Kandidat Holger Köllejan. „Das Projekt muss im Einklang sein mit Klima- und Umweltgutachten. Der Raumbedarf muss konkret beziffert werden. Aber wir haben noch keine Eingaben der Bürger und der Träger öffentlicher Belange vorliegen, wir haben noch keine Auswertung der Verwaltung. Deswegen können wir momentan noch keine Entscheidung treffen”, meint Köllejan.

Drohkulisse und Falschmeldungen?
In diesem Spannungsfeld hat sich die Initiative „Rettet das Brühler Klima –jetzt” Gehör verschafft. Joachim Riemer, u.a. der frühere Leiter des Verkehrswesens von Bayer und heute Rentner sowie Eva Heinen wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bundeshochschule. Sie haben sich intensiv mit der Materie beschäftigt. „Ganz zu Beginn standen wir einer Realisierung relativ unaufgeregt gegenüber, weil wir andere örtliche Möglichkeiten sahen. Schließlich ging es angeblich um eine alternativlose Standortwahl für Beamte der in Brühl-West gelegenen Bundeshochschule”, sagt Joachim Riemer. „Denn es stand ja das Drohszenario im Raum, dass diese den Standort Brühl innerhalb von zwei bis drei Jahren verlassen würde, wenn nicht in erheblichem Umfang neue Ausbildungs- und Übernachtungskapazitäten entstünden.”

In diesem Sinne hatten sich der Brühler Baudezernent Gerd Schiffer, der Fachbereichsleiter Markus Lamberty sowie der sachkundige Bürger Frank Pohl in der Sitzung des Auschusses für Planung und Stadtentwicklung im September 2018 geäußert, die auf einen schnellen Beschluss zum Bau drängten. Zweifel an der Dringlichkeit und der Notwendigkeit kamen Eva Heinen und Joachim Riemer dagegen, als sie erfuhren, dass nicht der Bund als Bauherr auf den Plan treten wolle, sondern private Investoren.
„Schließlich gehören die bestehenden Liegenschaften dem Bund. Je mehr wir dann hinterfragten, desto mehr Ungereimtheiten realisierten wir. Hier wurde offenbar eine dreiste Drohkulisse aufgebaut”, glaubt Riemer. „Denn wir sind der Meinung, dass im Windschatten eines konstruierten öffentlichen Interesses versucht wird, den öffentlichen Willensbildungsprozess mit Falschmeldungen für politische oder wirtschaftliche Interessen zu beeinflussen.”

Bedarfsspitzen nur temporär
Das sind harte Vorwürfe. Joachim Riemer und Eva Heinen glauben, ihre Einwände mit konkreten Fakten belegen zu können. Doch der Reihe nach. In einem Schreiben an das Bundesministerium des Inneren, zu dem die Hochschule gehört, bat Joachim Riemer um Aufklärung. Das Ministerium teilte mit, dass „verschiedene Anmietungen von Schulungs- und Seminarräumen vorgenommen werden, um gegebene Bedarfsspitzen temporär decken zu können”. Und weiter: Bei der geplanten Maßnahme „handelt es sich um eine privatwirtschaftliche Investition für ein Tagungs- und Kongresszentrum. Die Umsetzung dieser Maßnahme erfolgt alleine auf Planung und Risiko des Investors und ohne Beteligung der Hochschule des Bundes. (…) Der Investor hat der Hochschule des Bundes, wie anderen Interessenten, im Vorwege ein Angebot für die Anmietung von einzelnen Räumen in dem Objekt vorgelegt.” Aus dem Schreiben folgert Joachim Riemer, dass „man einen dauerhaften Bedarf von 500 Appartements für die Hochschule des Bundes hieraus nicht ableiten kann. Und selbst wenn der bestehen würde, gäbe es auf dem Gelände der Hochschule genügend Möglichkeiten, dort einen Bau zu errichten”.

Neben diesen zahlreichen „Ungereimtheiten“ stören Joachim Riemer, Eva Heinen und ihre Mitstreiter aber vor allem die klimatischen Folgen eines solchen Bauprojektes. „Wir reden hier über ein wichtiges Landschaftsschutzgebiet von Brühl, in dem sich nachweislich eine Kaltluftentstehungszone für das Brühler Stadtgebiet befindet”, sagt Eva Heinen.

Eine Kaltluftentstehungszone ist wichtig für das lokale Klima einer Stadt. Dort entsteht kalte Luft. Weil diese kalte Luft schwerer ist als warme, sinkt sie per Schwerkraft in Richtung Brühl ab. Deshalb ist ein solches Gebiet immer dann von besonderer Relevanz, wenn es sich oberhalb einer Stadt befindet, was hier vorliegt. Hinzu gesellt sich die exponierte Lage im Brühler Westen, die bewirkt, das durch die vorherrschende Windrichtung aus West-Südwest, aber auch durch Nordwest frische und saubere Luft aus dem Villewald in die Stadt geblasen wird. „Deshalb müssen wir jetzt alle unsere letzten verbliebenen Kaltluftentstehungsgebiete konsequent vor Versiegelung und Bebauung schützen, wenn wir nicht wollen, dass wir weiter sehenden Auges auf eine Klimakatastrophe zusteuern”, fordert Eva Heinen.

Viel zu wenig Parkplätze
Ein weiterer Kritikpunkt der Bürgerinitiative ist das Fehlen ausreichender Parkflächen. Lediglich 209 Parkplätze sind vorgesehen. „Wohnungseigentümer müssen in Brühl nicht ohne Grund 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit vorweisen. Demnach müsste dieses Wohn-, Tagungs- und Kongresszentrum in der Planung mindestens 750 Stellplätze ausweisen. Man kann sich gut ausmalen, was das für den Parkplatz am Heider-Bergsee bedeutet, wenn 500 Bewohner, Personal und deren Besucher auf diesen ausweichen”, ärgert sich Joachim Riemer. „Wie muss sich eigentlich ein Brühler Einzelhändler fühlen, der bei Fehlen eines solchen Soll-Stellplatzes, dafür an die Stadt Brühl eine richtig hohe Abstandszahlung leisten muss? Zahlt die HBC-Campus GmbH der Investoren eigentlich die gleiche Summe? Das wären dann ca. 3,5 Millionen Euro.”

Die Bürgerinitiative ruft daher zum Widerstand gegen den „Bebauungsplan 08.91 Bundesakademien” auf, weil ein Großbau entstehen soll, der nicht auf Betreiben und in Verantwortung des Bundes (Bundesministerium des Innern) entwickelt wird, völlig überdimensioniert ist, über viel zu wenig Parkplätze verfügt und vor allem das Landschaftsbild und ein Landschaftsschutzgebiet samt seiner Kaltluftentstehungszone und Frischluftleitfunktion unwiderbringlich zerstören würde.
Und schließlich: Nach dem Bau der Bundesfinanzakademie und der Fachhochschule des Bundes wurde den Brühler Bürgern von der Politik schon vor Jahrzehnten versprochen, dass diese Ackerflächen als Kaltluftentstehungsgebiet und Frischluftschneise den zukünftigen Generationen erhalten bleibt und nicht bebaut werden soll.

Tobias Gonscherowski

Quelle: Brühler Bilderbogen / InBruehl.com